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Schaufensterkrankheit bei Typ 2 Diabetes: Wie du das Risiko senken kannst

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), auch als Schaufensterkrankheit bekannt, gehört zu den möglichen Folgeerkrankungen bei Typ 2 Diabetes. Hier erfährst du, wie du selbst durch gezielte Maßnahmen das Risiko einer pAVK verringern kannst.

Unsere Beine tragen uns durchs Leben – Schritt für Schritt, Tag für Tag. Sie schenken uns Mobilität, Unabhängigkeit und die Möglichkeit, die Welt aktiv zu erleben. Ob beim Spazierengehen, Tanzen, Treppensteigen oder einfach beim Stehen: Gesunde Beine sind die Grundlage für Lebensqualität und Selbstständigkeit. Oft schenken wir ihnen wenig Beachtung – bis sie plötzlich schmerzen oder ihren Dienst versagen.

Gerade bei Menschen mit Typ 2 Diabetes kann das schnell zur Realität werden. Schmerzen in den Beinen und Waden können auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) hindeuten. Bei dieser Erkrankung sind die Arterien, die Blut vom Herzen in die Gliedmaßen pumpen, verengt oder blockiert. Ursache für die pAVK ist oftmals eine Arteriosklerose. Dabei lagern sich Cholesterin und andere Stoffe an den Arterienwänden ab.

Was hat pAVK mit Schaufenstern zu tun?

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit wird auch Schaufensterkrankheit genannt. Der Name beschreibt, wie sich Menschen mit pAVK bewegen: Sie müssen beim Gehen immer wieder stehen bleiben, weil die Schmerzen in den Beinen so stark sind. Es scheint dann so, als würden sie sich ein Schaufenster ansehen. Was andere aus Freude tun, belastet Menschen mit arterieller Verschlusserkrankung im Alltag stark.

In diesem Artikel erfährst du, welche Symptome auf eine pAVK hindeuten können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Bevor die Erkrankung entsteht, kann eine gesunde Lebensweise dabei helfen, das Risiko für eine pAVK sowie andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren. Hier findest du Tipps, wie du aktiv selbst dazu beitragen kannst.

pAVK erkennen: Symptome der Schaufensterkrankheit

Die pAVK wird in vier verschiedene Stadien eingeteilt. Je nach Stadium erleben Menschen mit der Erkrankung andere Symptome.

  • In Stadium I verspüren sie meist noch nichts, die Gefäße verändern sich aber bereits.
  • In Stadium II beginnen Schmerzen oder Krämpfe. Sie zeigen sich während des Gehens oder in anderen körperlichen Belastungssituationen.
  • In Stadium III halten die Schmerzen auch in Ruhephasen an.
  • Stadium IV ist gekennzeichnet durch Geschwüre oder schlecht heilende Wunden an den Füßen oder Beinen. Diese Wunden können sich leicht entzünden.

Die Schmerzen können an beiden Beinen auftreten – je nachdem, an welcher Stelle die Gefäße verengt sind. Ist zum Beispiel die Oberschenkelarterie betroffen, schmerzen die Waden, weil der Muskel nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird. Treten die Schmerzen im Oberschenkel auf, liegt die Ursache häufig in einer Verengung der Beckenarterie.

Darüber hinaus gehören kalte oder blasse Beine zu den Symptomen einer pAVK – vor allem in Ruhephasen, etwa beim Hochlagern oder im Liegen. Solche Veränderungen können ein Hinweis darauf sein, dass die Durchblutung in den Beinen gestört ist. Falls du bei dir diese oder ähnliche Anzeichen feststellst, suche dringend deine behandelnde Ärztin oder deinen behandelnden Arzt auf. So kann genau untersucht werden, ob es sich um eine pAVK handelt. Außerdem kann deine Ärztin oder dein Arzt eine geeignete Behandlung beginnen.

Lebenswichtig: Wenn bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) akute Symptome wie starke Schmerzen, Blässe oder Kälte im betroffenen Bein auftreten, sollte umgehend medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. In solchen Fällen könnte das Rufen eines Notarztes notwendig sein. Eine rasche Behandlung ist entscheidend, da unbehandelte Durchblutungsstörungen zu dauerhaften Gewebeschäden führen können. In sehr schweren Fällen, wo andere Therapien versagen, könnte das behandelnde Ärzteteam erwägen, eine Amputation durchzuführen, um schwerwiegende Komplikationen wie Infektionen oder eine lebensbedrohliche Sepsis zu vermeiden.

Erhöhtes Risiko einer pAVK für Menschen mit Typ 2 Diabetes

Allerdings wissen viele Menschen mit Typ 2 Diabetes nicht, dass sie ein erhöhtes Risiko für eine periphere arterielle Verschlusserkrankung (pAVK) haben. Etwa die Hälfte entwickelt im Laufe der Zeit die Schaufensterkrankheit.

Die Ursache für pAVK liegt in langfristig erhöhten Blutzuckerwerten. Diese können die sogenannten Endothelzellen schädigen – das sind spezialisierte Zellen auf der Innenseite der Blutgefäße. Sie formen zusammen das Endothel, eine natürliche Schutzschicht zwischen dem Blut und umliegenden Gewebe. Ist diese Barriere beschädigt, begünstigt das die Entstehung von Ablagerungen in den Gefäßen. Die Endothelzellen produzieren außerdem Stickstoffmonoxid – ein Gas, das die Gefäße erweitert und dadurch die Durchblutung fördert.

Ein weiterer Risikofaktor bei Menschen mit Typ 2 Diabetes ist Dyslipidämie, eine Fettstoffwechselstörung. Sie begünstigt ebenfalls Ablagerungen in den Gefäßen. Dabei sind die Blutfettwerte – insbesondere LDL-Cholesterin und Triglyzeride – dauerhaft erhöht. Auch Bluthochdruck kann das Risiko für eine periphere arterielle Verschlusskrankheit weiter verschärfen.

Frühzeitige Diagnose entscheidend

Es ist wichtig, pAVK so früh wie möglich zu erkennen. So kann die Erkrankung behandelt und schwerwiegende Folgen wie Gewebeschäden oder Amputationen vermieden werden.

Verengungen oder Verschlüsse in den Gefäßen können sich auch in anderen Bereichen des Körpers zeigen. Deshalb besteht für Menschen mit peripherer arterieller Verschlusserkrankung ein höheres Risiko, dass sich andere Folgeerkrankungen wie eine koronare Herzerkrankung oder zerebrovaskuläre Erkrankungen (zum Beispiel Schlaganfall) herausbilden können.

In unserem Beitrag Typ 2 Diabetes und Herzgesundheit“ erfährst du mehr über mögliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Typ 2 Diabetes.

Schaufensterkrankheit: Diagnose und Prävention

Es gibt verschiedene Diagnoseverfahren, mit denen ein Arzt oder eine Ärztin die Schaufensterkrankheit feststellen kann. Welche Verfahren zum Einsatz kommen, hängt von den Symptomen, der medizinischen Vorgeschichte der Person und den Ressourcen in der Arztpraxis ab. Zu den gängigen Methoden gehören:

  • Knöchel-Arm-Index (ABI): Der Puls wird mithilfe einer Manschette und eines Ultraschallgeräts am Knöchel und am Arm gemessen. Ist der Puls am Knöchel niedriger, ist eine Gefäßverengung wahrscheinlich.
  • TOPP-Methode (Tissue Optimal Perfusion Pressure): Misst die Durchblutung der Fußarterien.
  • Transkutaner Sauerstoffpartialdruck (TcpO2): Misst den Sauerstoffgehalt im Gewebe.
  • Laufbandtest: Hilft dabei, das Stadium der Erkrankung festzulegen.
  • Verfahren wie Doppler- und Duplex-Sonographie, CT, MRT oder die digitale Subtraktionsangiographie (DSA): Machen Durchblutungsstörungen in Bildern sichtbar.

Die Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit orientiert sich dabei am Stadium der Erkrankung.

In einem frühen Stadium der Schaufensterkrankheit helfen oft schon Änderungen des Lebensstils – etwa mehr Bewegung, eine ausgewogene Ernährung oder der Verzicht auf Nikotin. Wenn das nicht ausreicht, werden häufig Medikamente verordnet, zum Beispiel zur Regulierung von Blutzucker, Blutdruck oder Cholesterin. Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, kommen auch operative Verfahren infrage: Ein Stent – ein kleines Gitter-Röhrchen – kann eingesetzt werden, um ein verengtes Gefäß offenzuhalten. Alternativ lässt sich ein Bypass legen, der die Engstelle überbrückt und die Durchblutung verbessert.

Prävention beginnt im Alltag

Menschen mit Typ 2 Diabetes können aktiv dazu beitragen, das Risiko für eine pAVK zu verringern. Eine gesunde Lebensweise sowie Therapietreue sind dabei entscheidend, da sie sich auf alle bedeutenden Risikofaktoren positiv auswirken können. Zu einem gesunden Lebensstil zählen zum Beispiel die Entwöhnung vom Rauchen, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung.

Therapietreue bedeutet, dass sich Patient:innen an alle empfohlenen Maßnahmen halten – dazu gehören etwa die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, Anpassungen im Lebensstil und die aktive Mitarbeit bei der Behandlung. Das kann sich positiv auf erhöhte Blutfett- und Cholesterinwerte sowie auf den Verlauf von Typ 2 Diabetes auswirken. Regelmäßige Blutdruckkontrollen helfen hier, mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Weitere Informationen zu Risikofaktoren sowie Tipps für einen gesunden Lebensstil bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen findest du in unserem Beitrag Typ 2 Diabetes und Herzgesundheit“.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit erfordert einen ganzheitlichen Ansatz

Die Schaufensterkrankheit zeigt sich in den Beinen, die Ursachen sind aber vielfältig. Deshalb ist ein ganzheitlicher Ansatz bei der Prävention so wichtig. Wenn Menschen mit Typ 2 Diabetes vorsorglich handeln, können sie nicht nur ihre Beine schützen. Sie können mit einer gesunden Lebensweise und einer kontinuierlichen (medikamentösen) Therapie ihr allgemeines Wohlbefinden fördern sowie ihre Gesundheit stärken.

Damit das bestmöglich gelingt, ist eine enge Abstimmung mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin notwendig. So lassen sich mögliche Symptome einer Schaufensterkrankheit frühzeitig abklären. Auch die Diabetes-Therapie sowie weitere notwendige Behandlungen können individuell angepasst werden.

Deine Gesundheit, dein Gespräch! Mit unserem Gesprächsleitfaden kannst du dich optimal auf deinen nächsten Arzttermin vorbereiten. Er hilft dir dabei, wichtige Themen anzusprechen – und so die beste Lösung für deine Gesundheit zu finden.

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